Die 60er und 70er Jahre
1966/67: KILLY-MONOLOG - GREENE 0,07 VOR GOITSCHEL. - "Wir sind alle nur Statisten", meinte Heini Messner, der erste Weltcupsieger der Skigeschichte, resigniert. Jean-Claude Killy gewann alle Abfahrten, vier von fünf Riesenslaloms und zwei von sieben Slaloms.
Nancy Greene muss die letzten drei Rennen gewinnen, um Marielle Goitschel noch zu überholen. Sie gewinnt dreimal, im letzten Rennen
0,07 vor Goitschel. Hätte Erika Schinegger, der später als Erik Vater zweier Kinder wurde, nicht den Super-G von St-Gervais gewonnen, wäre Marielle Goitschel Gesamtsiegerin geworden.
1967/68: WIEDER KILLY UND DIE "TIGERIN".- Jean-Claude Killy und die Nancy Greene, die "Tigerin von Rossland", doppeln nach. Dazu wird Killy dreifacher Olympiasieger und tritt danach, mit insgesamt
18 Weltcupsiegen, wie Nancy Greene ab. Die Zahl der Weltcuprennen ist auf 20
(Männer) bzw. 23 (Frauen) angewachsen. Die Olympischen Spiele zählten mit.
1968/69: ÖSTERREICH-JAHR MIT KARL SCHRANZ UND GERTRUD GABL. - Karl Schranz, der schon 1957 sein erstes FIS-1-A-Abfahrt, ein Vorgängerrennen des Weltcups, gewann, feiert im Riesenslalom von Val d'Isère seinen ersten Sieg im neuen Wettbewerb und holt - nach dem Double Wengen-Kitzbühel - den Gesamtsieg. In Kitzbühel war zuerst Jean-Daniel Dätwyler als Sieger ausgerufen worden. Nach einem Proteststurm der TV-Zuschauer stellte sich heraus, dass bei Schranz die Zeit sechs Zehntel zu lang gelaufen war.
Gertrud Gabl holt den Gesamtsieg, obwohl sie in den Abfahrten nur einmal (als
Achte) punktet. Danach gewann sie nie mehr ein Rennen und trat 1972 als 23-Jährige zurück. 1976 verunglückte sie tödlich in einer Lawine.
1969/70: TODESSTURZ VON MICHEL BOZON. - Der Franzose Michel Bozon verunglückt in Megève bei der berüchtigten "Mur de Borné"
tödlich. Letztmals hatte es 1959 in Garmisch einen Todesfall (John
Semmelink) gegeben. Karl Schranz verteidigt den Gesamtsieg, bei den Frauen siegt das "Fliegengewicht" Michele Jacot (1,62 m, 54 kg). In acht so genannten Weltcup-B-Rennen erhält der Sieger nur halbe Punkte.
1970/71: RENNEN FÜRS GESCHICHTSBUCH. - Die Zeit von Gustav Thöni und Annemarie Pröll bricht an, die über Jahre den Weltcup prägen werden. Es war auch die Zeit der aussergewöhnlichen Rennen: Walter Tresch siegt in St.
Moritz mit der Startnummer 39 die Lauberhorn-Ersatzabfahrt. In Mount St-Anne entscheidet Bernhard Russi in 4:42,18 Minuten den längsten Riesenslalom der Weltcup-Geschichte zu seinen Gunsten. Und in Sugerloaf eröffnet Stefano Anzi die "Materialschlacht" und gewinnt mit einem plastifizierten Anzug seine einzige Weltcup-Abfahrt.
1971/72: PRÖLL UND THÖNI ZUM ZWEITEN. - Annemarie Pröll holt überlegen den zweiten Weltcup-Gesamtsieg, nur an den Olympischen Spielen erleidet sie gegen Marie-Theres Nadig eine schmerzliche Niederlage. Ohne Abfahrtspunkt und mit nur einem einzigenen gewonnenen Rennen doppelt auch Gustav Thöni nach.
1973/73: PRÖLL GEWINNT ALLE ABFAHRTEN. - "Hattrick" (3.
Gesamtsieg in Folge) für Thöni und Pröll, die Österreicherin gewinnt alle Abfahrten. Die Franzosen zeigen Zerfallserscheinungen.
Piero Gros gewinnt mit der Nr. 45 in Val d'Isère sein erstes Weltcuprennen, einen Riesenslalom, und mit der Nr. 42 in Madonna di Campiglio auch sein zweites, einen Slalom. Roland Collombin gewinnt seine ersten vier Abfahrten.
In Val d'Isère siegt Reinhart Tritscher mit der Nr. 45.
1973/74: EIN NICKERCHEN MIT KONSEQUENZEN. - Piero Gros steigert sich weiter und entthront Gustav Thöni um 16 Punkte. Diese Differenz war durch eine aussergewöhnliche Episode entstanden.
Giuliano Besson war in Kitzbühel vor dem Start eingeschlafen und verpasste den Start um zwei Minuten. Entgegen dem Reglement liess man ihn fahren, und er wurde Dritter. Niemand protestierte - weil Gustav Thöni dadurch vom 10.
auf den 11. Rang zurückfiel und damit die Verdoppelung der Weltcuppunkte verpasste, von der die ersten Zehn aus Abfahrt und Slalom profitierten.
1974/75: PARALLELFINAL MIT TASCHENSPIELERTRICKS. - Gustav Thöni gewann den Dreikampf gegen Franz Klammer und Ingemar Stenmark und holte die vierte Kristallkugel. Im Parallelfinal öffneten ihm die Teamkollegen die "Gasse"
und stiegen unter dem Jubel von 30'000 Zuschauern absichtlich reihenweise aus. Der damalige Rad-Weltmeister Vittorio Adorni im Ziel: "Da arrangieren wir Radfahrer die Absprachen wenigstens geschickter...". Kugel Nummer 5 für Pröll.
1975/76: STENMARK FÜR THÖNI - MITTERMAIER FÜR PRÖLL. - Stenmark löst Gustav Thöni ab, Rosi Mittermaier tritt die Nachfolge von Annemarie Pröll an. Die Deutsche siegte in allen drei Disziplinen, wie Pröll zuletzt in der Saison 1971. Das Kuriosum: In der Abfahrt von Badgastein war sie Letzte geworden - mit 30 Sekunden Rückstand!
Die "Crazy Canucks" kommen und gewinnen in Val d'Isère (Ken Read) und Schladming (Dave Irwin).
1976/77: ERSTER SCHWEIZER SIEG DURCH LISE-MARIE MOREROD. - Im 11.
Weltcup-Jahr kommt die Schweiz durch Lise-Marie Morerod zum ersten Weltcupsieg. Sie hielt die nach einjähriger Pause in den Weltcup zurückgekehrte Annemarie Moser-Pröll knapp in Schach.
Stenmark holt mit 10 Siegen seine zweite Kristallkugel. Bernhard Russi gewinnt 1457 Tagen nach seinem letzten Abfahrtssieg sein neuntes und letztes Rennen.
1977/78: WELTCUPSIEG IN 30 TAGEN. - Genau 30 Tage braucht Ingemar Stenmark, um die Weltcup-Trophäe zu verteidigen. Am 10.
Dezember 1977 feiert er in Val d'Isère seinen ersten Siegg, am 9.
Januar 1978 in Zwiesel seinen sechsten und ist - bei der geltenden Formel mit nur drei zählenden Rennen pro Disziplin - im Gesamtweltcup nicht mehr einzuholen. Annemarie Moser wurde in Val d'Isère disqualifiziert wegen eines Anzugs mit zu tiefer Luftdurchlässigkeit. Dabei trug sie über dem Anzug einen Pullover.
Hanni Wenzel nutzt die Chance und gewinnt den Weltcup mit sieben Punkten Vorsprung.
1978/79: LÜSCHER GESAMTSIEGER MIT NUR EINEM RENNSIEG. - Stennmark gewinnt sämtliche zehn Riesenslaloms und dazu noch drei Slaloms, aber der Gesamtsieg geht an Peter Lüscher, der lediglich einen Slalom für sich entscheidet. Der Schweizer Allrounder punktet als einziger in allen Disziplinen. Peter Müller löst Franz Klammer als Abfahrtskönig ab. Leonardo David bricht bei der Abfahrt von Lake Placid zusammen und stirbt sechs Jahre später, ohne das volle Bewusstsein zurückerlangt zu haben. Annemarie Moser erobert von Hanni Wenzel die Krone zurück. Ihr sechster Triumph - Rekord bis heute!
1979/80: DAS WENZEL-JAHR. - Obwohl es in Liechtenstein keine Weltcuprennen gibt, steht das Fürstentum im Zentrum. Hanni und Andy Wenzel machen die Saison zum Wenzel-Jahr und holen als erstes Geschwisterpaar den Gesamtsieg.
Marie-Theres Nadig gewinnt sechs von sieben Abfahrten. Marc Girardelli (16) gibt in Val d'Isère mit einem 46. Rang sein Debut (11,24 Sekunden hinter Stenmark).
Richard Hegglin