Interview mit Christian Knauth

FIS Marketing - und Komunikationsdirektor

Welches sind wichtige Elemente und Zielsetzungen im Bereich des Skisportes und des Sportmarketing?
Im Gegensatz zum Mäzenatentum verlangt Sponsoring Gegenleistungen in Form von Kommunikationsnutzen. Mäzenatentum in den früheren Zeiten war dagegen mehr oder weniger gemeinnützig.
Für den "Skisport Marketing Mix" gelten im Grunde genommen dieselben Ziele wie in anderen Sportbereichen, es sind dies Bekanntheitsgrad, Image-Verbesserung, Motivation der Unternehmensstruktur, Markenaktualisierung, Leistungsdemonstration, usw.
Bei den Werbeauftritten im Skisport ist es wichtig und dazu müssen alle beitragen, dass ein aufmerksamkeitsstarker, zielgruppen-gerechter, reichweiten-starker und kontinuierlicher Werbeauftritt sowie eine erfolgreiche Kooperation gegeben sind.

Was hat sich in den letzten Jahren strukturell in dem von Ihnen bezeichneten "Ski Marketing Mix" geändert?
Zum "Ski Marketing Mix" gehören verschiedenste Ansatzpunkte, die ich hier kurz erläutern möchte:
TV: zu einem grossen Teil sind die TV Übertragungen und TV Produktionen interessante, international hochwertige, informative und spannende Events, die den Zuseher an den Skisport und an den Fernseher fesseln.
Durch verschiedene "Kombi-Verkäufe" war es möglich, dass ein Grossteil der FIS-Weltcup-Veranstaltungen in die einzelnen Länder übertragen werden.
Eine Fülle von Initiativen wurden gesetzt, die heutzutage für eine gute TV-Produktion und für die Bezahlung der TV-Rechte notwendig sind. Dazu zählt:
- die international koordinierte "Startzeitenliste", in der zwischen den einzelnen FIS Weltcup-Bewerben pro Tag eine Koordination durch die FIS mit allen beteiligten Partner erreicht wird.
- Info Pausen, in denen zusätzliche Informationen, Interviews oder bei kommerziellen Sendern z.T. Werbespots eingeblendet werden können
- direkt im Anschluss an den Bewerb die Siegerpräsentation und Siegerehrung, die auch als Teil der Sportpräsentation und des Bewerbes zu sehen sind.
Aber auch schon in der Vorbereitung eine gemeinsame Inspektion und Begehung im Wettkampfgelände mit der Präsenz des Fernsehens sowie die FIS-TV- Produktionsstandards als generelle Basisvorgabe.

Welche Bereiche zählen noch zu den entscheidenden Elementen?
Neben dem vorher ausführlich beschriebenen Thema Fernsehen ist auch die attraktive Platzierung und Gestaltung sowie einheitliche Berücksichtigung der Sponsoren bei allen Wettkämpfen des FIS Weltcups sehr wichtig. Dies ist in den FIS Werberichtlinien geregelt.
Ein ganz entscheidendes Element ist natürlich der Sport selbst. Dabei geht es um einen fairen Wettkampf, eine sportlich interessante Durchführung und eine laufende Anpassung der Durchführungsmodalitäten.
Ein wichtiger Bereich ist aber auch der Ort, der Organisator, die Talschaft, die zum Skisport steht, die den Skisport unterstützt und die mit vielen Freiwilligen und Ehrenamtlichen die Organisation und Durchführung eines solchen Weltcups ermöglicht.
Attraktive Pisten, international interessante Orte sowie eine gute Organisation sind eine wichtige Basis für die Weltcups. Neben den klassischen Orten wie z.B. Gröden/Alta Badia, Val d'Isère oder Kitzbühel ist es aber immer wieder notwendig neue Skigebiete, internationale Orte, z.B. Korea, im FIS-Weltcup zu integrieren.
Das Umfeld einer Veranstaltung prägt das Niveau des FIS Weltcups und ist ein wichtiges Element für Incentive-Aktionen bei Sponsoren, die touristische Präsentation der Skigebiete und die Stimmung bei den Veranstaltungen. Erinnern wir uns z.B. an die Einführung der Videowand, die mit Unterstützung des FIS Weltcup Sponsors günstig für die OK's zur Verfügung gestellt wurde und auch weiterhin zur Verfügung gestellt werden soll. Damit können auch die Besucher vor Ort den gesamten Wettkampf miterleben.

Welches sind die wichtigsten Initiativen, Veränderungen, Verbesserungen aus Sicht des Marketing Verantwortlichen der FIS?
Mir war es immer schon ein Anliegen, in verschiedenster Form mit den entsprechenden Beteiligten eng zusammen zu arbeiten, gemeinsam Umsetzungsmöglichkeiten zu erarbeiten und diese dann zu realisieren. Ich glaube, nur durch eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten, sei dies die FIS, die nationalen Verbände, die Organisatoren, je nach Disziplin, kann die Idee eines "Joint Venture" umgesetzt werden. Das was in grossen Wirtschaftsbereichen passiert, müssen wir gemeinsam im Skisport umsetzen.
Verschiedene Joint Venture Projekte in den letzten Jahren, z.B. Vermarktung der Vier- Schanzen-Tournee zwischen dem Österreichischen Skiverband, dem Deutschen Skiverband und der FIS oder die Joint Venture Vermarktung in Norwegen, Schweden und Finnland mit dem jeweiligen nationalen Skiverband und die Zusammenarbeit mit der FIS und der Agentur Sponsor Service, sind Beispiele im Bereich der Vermarktung. Durch solche Initiativen ist es möglich, die Zahl der attraktiven, grossen und internationalen Werbekunden zu erhöhen, neue Sponsoring-Möglichkeiten zu entwickeln und grenzübergreifende Massnahmen und Kundeninteressen zu forcieren und schlussendlich natürlich auch den Ertrag aus den TV- und Werberechten zu erhöhen, der für Organisatoren sowie nationale Verbände unbedingt notwendig ist, um den FIS Weltcup in attraktiver Form zu organisieren und abwickeln zu können.

Auch im TV-Bereich müssen wir unbedingt Joint Venture Massnahmen, Kooperation und Internationalisierung durchführen, um speziell gegenüber anderen Sportarten bestehen zu können, die entsprechenden TV Ausstrahlung garantiert zu haben, eine garantierte, qualitativ hochwertige TV Produktion zu erhalten und schlussendlich natürlich auch dem Wert des Sportes entsprechende finanzielle Abgeltungen zu erhalten.
Wichtig scheint mir aber auch die Offenheit für Neues sowie die unkomplizierte und rasche Umsetzung von Erkenntnissen und Ergebnissen aus Analysen zur Profilierung des FIS Weltcups.
Ein letztes noch. Jeder von uns der im FIS Weltcup in irgendeiner Form engagiert ist, trägt als Person zur Promotion und positiven Bewerbung unseres Sportes bei. Wir sollten mehr über die Fülle von positiven Dingen sprechen und auch manchmal mit anderen ausserhalb unseres direkten Dunstkreises über unseren schönen Sport diskutieren. Für mich persönlich war es sehr eindrucksvoll, wie Klaus Maria Brandauer bei einer FIS Veranstaltung auf der Insel Mainau in sehr engagierter Form Vergleiche zwischen der Kultur auf den Brettern der Welt und dem Skisport als Kultur auf dem Schnee der Welt gesprochen und optimale Vergleiche gezogen hat. Im FIS Bulletin 2/2002 haben wir eine ausführliche Zusammenfassung veröffentlicht.

Recht herzlichen Dank für die interessanten und ausführlichen Antworten..

Lassen Sie mich zum Schluss noch eines sagen:
Dank und Anerkennung an all die vielen engagierten Helfer, Funktionäre, Mitglieder der Organisationskomitees, die in den einzelnen Orten viel dazu beitragen, dass eine FIS Weltcup Veranstaltung möglich ist. Mögen diese Personen nicht nur einerseits ihre Zeit investieren sondern anderseits auch Freude daran haben,für die Jugend, den Skisport und den Tourismus etwas zu leisten und dabei auch persönliche, positive Erlebnisse zu erzielen.

Bibliographie:
Zur Kultur des Skisports, Internationaler Skiverband - Marc Hodler Foundation, 2002