Rekordsieger Franz Klammer

„Hatte Angst vor Kamelbuckel“

Franz Klammer in Gröden

Franz Klammer in Gröden

„Auf der Saslong habe ich mein erstes Weltcuprennen bestritten », erzählt Franz Klammer, mit 25 Siegen Rekordhalter in der 42-jährigen Geschichte des Alpinen Skiweltcups, „und das ist eine besondere Erinnerung“.

Klammer ist auf der Saslong generell gern gefahren. „Dort habe ich meine ersten Weltcuppunkte gesammelt und ‚Ciaslat’ habe ich besonders gemocht. Zudem habe in Gröden und Kitzbühel meine meisten Siege errungen, nämlich vier“, sagt der Kärntner Olympiasieger.

„Ich kann mich noch genau an mein erstes Rennen erinnern. Es wurde nach den olympischen Spielen von Sapporo 1972 ausgetragen. Ich war damals 19 Jahre alt und die Skier waren noch aus Metall. Die stärksten Abfahrtsläufer waren damals Roland Collombin, Bernhard Russi, Karl Kordin, David Zwilling und Heini Messner. Sie waren das Maß aller Dinge. Meine ersten Weltcuppunkte habe ich, als Fünfter, 1973 geholt. Zuvor musste ich mich aber erst für das Rennen qualifizieren.

Franz Klammer, 1953 geboren, ist verheiratet und Vater von zwei Töchtern. Heutzutage arbeitet er als PR-Mann für verschiedene Firmen in der ganzen Welt, nachdem er mit seiner Bekleidungsfirma vor einigen Jahren, wie er in seiner Autobiographie schreibt, ‚Konkurs anmelden musste!. „Ich lebe von meinem Namen und bin über das halbe Jahr hinweg weltweit unterwegs. Ich werde von großen Firmen als Ski-Guide engagiert und mache Werbespots“, erzählt der ehemalige Rennläufer.

Das erste Rennen auf der Saslong hat Franz Klammer im März 1975 gewonnen, unmittelbar vor dem historischen Weltcupfinale auf dem Ronc’-Hang in St.Ulrich. Es folgten zwei Abfahrtssiege 1976, während der Kärntner sein letztes Rennen auf der Saslong 1982 gewonnen hat. Er war der einzige Rennläufer, der auf der WM-Strecke von 1970 drei Mal hintereinander gewonnen hat.

„Ich kann mich an meinen Sieg 1975 sehr gut erinnern. Es war mein dritter Sieg infolge nach Val d’Isère und St.Moritz. Ich fühlte mich sehr gut und kam hoch motiviert nach Gröden, weil die Saslong  zu den Klassikern im Weltcup gehört“.

Klammer trickst Müller aus …
1982 wurden, wie so oft, zwei Abfahrten ausgetragen. „Als wir vor dem Rennen mit der Seilbahn zum Start hinauf fuhren habe ich mit meinem Masseur geredet und ihm, zum Spaß, erzählt, dass wir am Abend gefeiert hatten und ich kaum geschlafen hatte. Neben uns in der Kabine war auch Peter Müller aus der Schweiz, einer der Favoriten. Müller tat so, als würde er nicht zuhören. Ich habe das Rennen dann gewonnen und Peter Müller ist anschließend zu mir gekommen und hat gesagt: du bist ein A…….., so etwas erzählt man vor einem Rennen nicht. Alles erlogen! Ich habe ihm geantwortet: ‚wenn du mir alles glaubst, dann ist das nicht meine Schuld’ „.

Die Kamelbuckel – mein Albtraum

Auf der Saslong ist Franz immer sehr gerne gefahren. „Vom Start bis zum Looping musste man die Kurven früh ansetzen, um genügend Geschwindigkeit in das Flachstück mitzunehmen. Der Looping war ein ‚zacher Hundling’, der dich mit aufrechten Skiern wild durch die Luft schleuderte. Und genau da hat es mich einmal erwischt. Zunächst wurde ich richtig durchgebeutelt und dann bin ich, das einzige Mal auf der Saslong, gestürzt.

Auch der Sprung bei bei der Mittelstation (Sochers-Mauern) war nicht zu unterschätzen, während mir die Kamelbuckel überhaupt nicht zugesagt haben…Ich habe sie nämlich nie übersprungen, weil ich Angst davor hatte. Einmal hatte ich mir bei den Kamelbuckeln während der Qualifikation sogar in die Zunge gebissen und stark geblutet. Am nächsten Tag wurde ich dann Fünfter.

Wenn’s eisig war, dann war’s mir am Liebsten. Es musste so richtig unruhig, nicht brettleben sein, dann habe ich mich wohl gefühlt. Mein Ding waren immer die wellblechartigen Ciaslat-Wiesen, wo man große Standfestigkeit brauchte, weil sie einen so richtig durchgebeutelt haben.
Meine Stärken auf der Saslong war sicher jene, überall Geschwindigkeit mitzunehmen.

Gewohnt haben wir immer beim Peter im Hotel Wolkenstein. Die Atmosphäre da war legendär. Und mit dem Ausgehen, das war nicht so problematisch. Wenn die Leistung gepasst hat, dann konnte der Charlie Kahr nichts mehr sagen.

G.Mussner, 2007