Die 70er Jahre
Was geschah nach der Ski WM?
Die Ski-WM von 1970 hat das Grödnertal entscheidend geprägt. So stiegen unmittelbar nach dem Großereignis zahlreiche VIP´s in Gröden ab, Vertreter deutscher Adelsgeschlechter erkoren das Bergtal in den Dolomiten zu ihrem neuen Urlaubsdomizil aus. Sie alle kamen mit dem Hubschrauber. Doch Gröden war unvorbereitet eine solch hochrangige Klientel zu beherbergen. Drohte nur wenige Jahre vor der WM einigen Betrieben sogar der Bankrott, so verdoppelten viele Gastbetriebe nach der WM ihre Bettenanzahl. Die Ski-WM hatte neun Milliarden Lire (ca. 4,7 Mio Euro) gekostet. Die Finanzierung hatten Staat, Region und autonome Provinz Bozen übernommen. Die drei Gemeinden des Tales (St.Ulrich, St.Christina und Wolkenstein) hatten mit 0,5% zur Finanzierung der WM beigetragen. Die Ski-WM hatte dem Tal einen ungeahnten touristischen Aufschwung beschert.
Das große Finale 1975: Der Parallel-Slalom auf dem Ronc´- Hang
Nach der Ski-WM herrschte eine gewisse Organisationsmüdigkeit. Es war deshalb äußerst schwierig, die vielen freiwilligen Helfer erneut zu motivieren. Nach der Gründung des „Koordinierungskomitees Gröden“ schlug Erich Demetz dem internationalen Skiverband die Austragung eines Weltcuprennens vor. 1972 war es dann soweit. Seitdem gehört Gröden zu den klassischen Austragungsorten im Skiweltcup.
Historisch war das Weltcupfinale 1975 auf dem Ronc-Hang in St.Ulrich/Gröden. Die drei besten Skifahrer der Welt rangierten vor dem letzten Rennen, dem Paralleltorlauf, der erstmals ins der Geschichte des Weltcups ausgetragen wurde, mit 240 Punkten gleichauf an erster Stelle. Das waren Franz Klammer, damals 21 Jahre alt, Ingemar Stenmark, 19, und Gustav Thöni, 24. Franz Klammer wurde sofort eliminiert und zwar vom heutigen Renndirektor der FIS, Helmuth Schmalzl. Stenmark und Thöni kämpften sich hingegen bis ins Finale vor und trafen dann aufeinander.
40.000 Zuschauer wohnten dem Herzschlagfinale bei. Die Spannung war zum Schneiden. Thöni und Stenmark standen in den Startblöcken, ein Raunen ging durch die Zuschauerreihen, als die beiden Ausnahmekönner den Kampf um die Kristallkugel aufnahmen. Beide hatten schon jeweils einen Lauf gewonnen, als im dritten und alles entscheidenden Lauf Ingemar Stenmark im drittletzten Tor einfädelte. Gustav Thöni hatte damit seinen vierten Gesamtweltcup gewonnen. Das heimische Publikum und Millionen von Zuschauern vor den Fernsehschirmen waren wie aus dem Häuschen. Unbeschreiblichen Freudesszenen spielten sich längs der Strecke und im Zielraum ab. Im WM-Slalom von 1970 war Thöni auf dem selben Hang „nur“ Vierter geworden.
Historisch war dieses Finale auch deshalb, weil zum erstenmal in der Geschichte des Skiweltcups eine neue Art von Sport-Werbung Einzug gehalten hatte. Der Milchproduzent „Parmalat“ hatte um 25 Millionen Lire (13.000 Euro) die Rechte für das Rennen gekauft.
1975-1980
Der Sieg von Gustav Thöni über Ingemar Stenmark im März 1975 auf dem Ronc´-Hang in St.Ulrich besiegelte das Ende der „Valanga azzurra“, wie das italienische Wunderteam damals genannt wurde. Seitdem werden in Gröden auch keine technischen Disziplinen mehr ausgetragen, denn das Hauptaugennmerk wurde auf die Abfahrt gelegt.
Tatsächlich gab es 1977 auf der Saslong den ersten italienischen Sieg und zwar durch Herbert Plank. Es vergingen fast 20 Jahre bis Kristian Ghedina den Erfolg des Südtirolers wiederholen konnte. Ghedina siegte 1996, 1998 und 1999 und katapultierte sich damit unter die Seriensieger auf der Saslong. Der Cortinese egalisierte den Schweizer Peter Müller, der 1979, 1980 und 1988 auf der Saslong gewonnen hatte. Absoluter Rekordhalter auf der Grödner Herrenabfahrt ist Franz Klammer, der insgesamt viermal gewonnen hat (1975, 1976 (2X) und 1982).
“Kuriositäten”
1978 wurde das Rennen aufgrund eines Fehlers bei der Zeitmessung nach dem neunten Fahrer (Sepp Walcher, AUT) unterbrochen. Die Abfahrt wurde am frühen Nachmittag wiederholt. Gesiegt hatte der Norweger Erik Haaker, der bereits vor dem Abbruch des ersten Rennens geführt hatte. Zweiter wurde Peter Müller (SUI), der im darauffolgenden Jahr seinen ersten Sieg auf der Saslong landete.